Der Leserbrief von Isabella Wachter und Friedl Pangerl ist deshalb so
wichtig, weil er die Verflechtung zwischen der Gemeindepolitik und der Holzindustrie aufzeigt. Diese Verflechtung gilt nicht nur für Falkenstein, sondern für ganz Bayern. Das Bayerwald-Echo fand
es nicht nötig, diesen Leserbrief abzudrucken. Auch mein Leserbrief wurde dort nicht veröffentlicht. So stößt man als normaler Bürger immer wieder schnell an Grenzen, wenn man Missstände
aufdecken will. Es werden zwar alle Sternsingergruppen und jedes geschwungene Frauenbein im Fasching veröffentlicht, für die Kritik an unsinnigen und sehr umstrittenen Maßnahmen bleibt nur wenig
oder gar kein Platz!
Deshalb soll dieser Leserbrief wenigstens auf meiner Homepage
veröffentlicht werden.
Ergänzung: Der Leserbrief wurde in der Zwischenzeit doch noch
veröffentlicht. Die Verflechtung zwischen Gemeindepolitik und Holzindustrie wurde jedoch gestrichen.
Leserbrief zu “Wildwuchs auf den Stock gesetzt” Ausgabe vom 21.12.2013
Die Äußerungen des Bürgermeisters auf unsere Kritik beinhalten leider einige Ungereimtheiten, sodass eine Erwiderung notwendig erscheint:
Dass unser Gemeindeoberhaupt bezüglich des Bavariageländes optimistisch in die Zukunft blickt, ist erfreulich. Mit dem derzeit noch gültigen Bebauungsplan (aus dem Jahr 2001) dürfte dies aber nichts zu tun haben. Das Prestigeobjekt “Einkaufszentrum” ist bekanntlich gescheitert, der dazugehörige Bebauungsplan (Sondergebiet “Ladengebiet“) nur noch Makulatur. Er wird aller Voraussicht nach nicht umgesetzt werden. Das “Integrierte Städtebauliche Entwicklungskonzept”, das ebenfalls im Zusammenhang mit der Nutzung des Bavariageländes angeführt wird, ist zwar aktuell in Arbeit, das Bavariagelände ist hiervon aber gerade nicht umfasst. Gemäß der Anlage zur Bekanntmachung vom 29.10.2013 wird hier ein Bebauungsplan für den Bereich “Marktplatz/Bahnhofstrasse” aufgestellt, das Bavariagelände liegt außerhalb der dort markierten Grenzen. Das war offensichtlich ein Versuch, der sinnlosen Abholzung doch noch einen seriösen Charakter zu verleihen.
Dass sich einige Anwohner entlang der Hangkante des Bavariageländes einen besseren Blick auf das Ortszentrum wünschten, ist uns bekannt. In der Vergangenheit hat ihnen die Gemeinde daher bereits gestattet, sich die Sicht selbst freizuschneiden. So hätte man auch diesmal verfahren können. Eine andere Möglichkeit wäre gewesen, die in solchen Sachen durchaus kompetenten Mitarbeiter des Bauhofes vorbeizuschicken. Die einen hätten ihre Sicht bekommen, die grüne Umgebung, die wir schätzen, wäre trotzdem erhalten geblieben. Es ist doch ureigenste Aufgabe der Gemeinde, die Interessen der Bürger in Einklang zu bringen. Gerade in diesem Fall wäre das wirklich einfach gewesen.
Leider kam es anders. Ein Baggerbetrieb aus Rettenbach, der seit Kurzem auch einen Holzhandel betreibt (!), reichte auf die Ausschreibung der Gemeinde ein “sehr günstiges” Angebot ein. Hier fügte sich nun eins zum anderen: Der Preis wurde wohl umso günstiger, je mehr Holz bei der Aktion anfiel. Eine Abholzung auf einem zentrumsnahen Areal von 4500 qm kann man sich wohl kaum als Anwohner “wünschen”. So erhielt das Ganze eine andere Wendung: Große Ortsbild prägende Birken? Wunderbar, das bringt Masse. Ziergehölze (was sollen Zierkirsche, Flieder und Co. sonst sein)? Kein Problem, erstmal umgesägt sind sie auch nur Brennmaterial. Wildwuchs? Das ist die abschätzige Wortwahl derjenigen, die mit Natur nichts anfangen können.
Dabei ist Natur im Luftkurort Falkenstein das Kapital mit dem man wuchern könnte. Unsere Gäste schätzen schließlich nicht nur die wunderbare umgebende Landschaft, sondern auch ein durchgrüntes Ortsbild. Wer mitten im Ort auf 4500 qm Kahlschlag betreibt und meint, man habe jetzt wieder ein “ordentliches Bild” geschaffen, der sollte seinen Ordnungsbegriff überdenken. Für uns ist das Bavariagelände jetzt nicht ordentlich, sondern verwüstet.
Sollte diese neue Allianz zwischen Gemeinde und Holzhandel erst richtig in Schwung kommen - erste Anzeichen dafür gibt es bereits - , sehen wir bezüglich der Entwicklung Falkensteins nicht optimistisch in die Zukunft. Wenn die Gemeinde jetzt schon ihre Natur verkauft, wird auch noch der letzte Tourist das Weite suchen.
Isabella Wachter
Friedl Pangerl 93167 Falkenstein